Nutzung von Online-Medien bei Architekten und Ingenieuren

Auswertung einer nicht-repräsentativen Umfrage im Januar-März 2020 (vor Corona)

Mit einem anonymen Fragebogen wurden auf verschiedenen Veranstaltungen vor Beginn der Corona-Pandemie die teilnehmenden Vertreter von Architektur- und Ingenieurbüros über ihr Nutzungsverhalten hinsichtlich der (sozialen) Online-Medien befragt.

Infografik: Die beliebtesten Sozialen Medien der Deutschen (Faktenkontor Social-Media-Atlas 2018/19)
Die beliebtesten Sozialen Medien der Deutschen (Social-Media-Atlas 2018/19)

Bei den sozialen Medien wurde nach Facebook, YouTube, Instagram, LinkedIn, Xing, Twitter, Pinterest und TikTok sowie den Messenger-Diensten WhatsApp und SnapChat gefragt. Zudem gab es Fragen zum Internetauftritt des eigenen Büros: zu regelmäßigen Aktualisierungen, responsivem Aufbau/mobile-friendly, zur Usability, Suchmaschinenoptimierung und den Umfang von Online-Werbung (z.B. durch Google- oder Facebook-Ads).

Facebook allgemein bekannt, aber negativ angesehen

  • (Fast) alle befragten Architekten und Ingenieure kennen Facebook, YouTube und Instagram, deutlich weniger die übrigen Medien (inkl. Xing und WhatsApp!)

Instagram vor Xing!

  • Persönlich nutzen die meisten WhatsApp, dicht gefolgt von YouTube. Aber auch Instagram und Xing sind noch beliebt, SnapChat scheint völlig unbekannt. Interessant: Lässt man YouTube und WhatsApp einmal außer Acht, ist Instagram bei Architekten und Ingenieuren noch vor Xing am meisten genutzt. Erstaunlich für diesen noch jungen Dienst, wird doch die "Mutter" Facebook eher skeptisch gesehen.

YouTube von Architekten und Ingenieuren konsumiert, aber nicht für Büro-Entwicklung genutzt

  • Deutlich schwächer zeigt sich die berufliche Nutzung: Zwar geben etwa 3/4 der Büros an, eine Unternehmsseite bei Facebook zu haben (ca. die Hälfte Xing, ca. ein Drittel Instagram/LinkedIn, kaum ein Büro verfügt über einen eigenen YouTube-Kanal (obwohl man selbst das Medium sehr intensiv konsumiert) oder eine Unternehmensseite bei Twitter (obwohl Twitter in den Medien oft als "der" Social-Media-Kanal für den technischen Bereich hervorgehoben wird) - aber regelmäßig eigene Beiträge werden dort kaum eingestellt (ca. ein Drittel bei Facebook, "hin und wieder" bei Instagram, LinkedIn oder Xing).

(regelmäßige) Aktualisierungen sind Seltenheit

  • Das deckt sich aber wiederum mit den Ergebnissen zur Büro-WebSite. Hier gibt die Hälfte der Befragten zu, kaum oder nur selten zu aktualisieren, z.B. durch neue Projektberichte. Nur ein Viertel der Büros aktualisert regelmäßig selbst seine Internetseite, externer Dienstleister bedient sich dafür niemand (Hinweis: Die von mir u.a. in diesem Punkt betreuten Büros wurden nicht befragt.).
  • Immerhin gab über die Hälfte an, über eine responsive/mobile-friendly Büro-WebSite zu verfügen und dabei auch den Aspekt der Suchmaschinenoptimierung zu berücksichtigen.

Usability und Online-Werbung sind eher unbeschriebene Blätter

  • Deutlich weniger (ca. ein Drittel) haben sich (noch) keine Gedanken Orientierung/Führung ihrer Besucher (Usability) gemacht. Es entsteht der Eindruck, dass viele Büros froh sind, überhaupt "irgendwas" online präsentieren zu können.
  • Da erstaunt auch nicht, dass nur 1 Büro sich bislang mit dem Thema Online-Werbung befasst hat, aber diese auch nicht regelmäßig betreibt. Dabei sind insbesondere Google-Ads eine gute Möglichkeit, im Ranking "fehlende" Suchbegriff (wenn die Suchmaschinenoptimierung noch nicht gegriffen hat) zumindest zeitweise auszugleichen.

Technischer Spieltrieb vor zielgerichteter Büro-Entwicklung

Insgesamt erfreulich ist, dass sich fast alle (befragten) Architekten und Ingenieure mit Online-Medien auseinandersetzen. Schließlich befindet man sich in einer technik-affinen Branche. Schade ist, dass dieser "Spieltrieb" anscheinend nicht für die Wettbewerbsfähigkeit des eigenen Büros genutzt wird und die für Architekten und Ingenieure ansonsten systematische und zielorientierte Denk- und Arbeitsweise sich hier nicht oder nur wenig niederschlägt. So verwundert es nicht, dass auch kaum einer der Befragten plant, für sein Büro Social-Media-Präsenzen einzurichten.

Erfreulich ist aber, dass die Realität zeigt, dass aktuell immer mehr Bau-Auftritte in den sozialen Medien zu verzeichnen sind, nsbesondere auf Instagram.

marketingINGenieur Dr.-Ing. Knut Marhold
marketingINGenieur Dr.-Ing. Knut Marhold